Immer wieder wird selbst von berufener Seite behauptet, die "Fahrradsaison" begänne irgendwann
im Frühjahr. Doch tatsächlich gibt es zwar saisonale Schwankungen, aber keine Jahreszeit ohne
Radverkehr.
Der Mythos von der "Fahrradsaison" kann damit für Berlin ins Reich der Legenden verwiesen werden.
Kein Mythos ist jedoch, so zeigt es die Verteilung, der "Schönwetterradler" im Sommer.
Durch COVID-19 und allgemein wärmere Winter ist im Winter sogar ab 2020 ein Zuwachs zu erwarten.
Die Gesamtverteilung der Wochentage über alle Zähljahre bringt es eindeutig ans Licht:
Das Fahrrad ist ein Alltagsfahrzeug, kein "Spielzeug" oder "Fitnessgerät", welches
vorwiegend am Wochenende oder in der Freizeit bewegt wird.
Die Tage mit der höchsten Radnutzung sind Dienstag, Mittwoch und Donnerstag, die Wochenenden fallen
deutlich sichtbar zurück.
Natürlich wird auch am Wochenende Rad gefahren, der krasse Unterschied der Säulen entsteht, weil die
Skala der Y-Achse ja erst bei 8.000.000 RadfahrerInnen beginnt.
Die meisten Berliner Radzählstellen liegen in der Innenstadt, die häufiger angesteuert wird, wenn Menschen zur Arbeit, in die Schule oder zu Universität fahren und Alltagsbesorgungen sowie Termine aller Art uns buchstäblich bewegen.
Am Wochenende ist, insbesondere vom Stadtrand aus, das Umland interessanter.
Der Radverkehr durch Touristen und Nachtschwärmer an den Wochenenden gleicht die Anzahl
der Einpendler vom Stadtrand und darüber hinaus an Wochentagen nicht aus.
Die Gesamtverteilung auf die Stunden über alle Zählstellen und Jahre bestätigt die Analyse
der Wochentage:
Es gibt Radverkehrsspitzen zwischen 6 UIhr und 9 Uhr und 15 Uhr bis 18 Uhr.
Das Fahrrad durchrollt die Zählstellen also eindeutig im Arbeitszeitbereich der meisten Menschen
Der Radverkehr ruht nie ganz, auch wenn er mit zunehmender "Schlafenszeit" immer mehr abnimmt.
Da die Zählstellen eher zentral angeordnet sind, darf man davon ausgehen, dass ihnen im Freizeit-Bereich
des Tages viele Fahrten entgehen und der Radverkehr tatsächlich auch dort noch etwas stärker ist,
als hier gezeigt werden kann.
Auch hier zeigt sich über die Jahre, das die Tage mit dem meisten gemessenen Radverkehr
Werktage sind. Eine Freizeitnutzung von Rädern wird zumindest nicht an den innerstädtischen Zählstellen auffällig.
Und natürlich: Die meisten Rekord-Tage liegen eher im Frühjahr/Sommer-Bereich, wenn auch die weniger "abgehärteten"
Radfahrer sich in den Sattel trauen.
Die großen Zugewinne bis 2016 ergeben sich vor allem aus dem Zuschalten von weiteren Zählstellen,
deren Zahl mittlerweile stabil ist.
Trotzdem ist erkennbar, das der Radverkehr weiterhin zunimmt, denn der "Einbruch" im Jahr 2019 erklärt sich vor
allem durch den baubedingten Ausfall der Zählstelle an der Oberbaumbrücke und der Yorckstraße, die dem sonst
eher positiven Trend entgegenwirken.